Offener Brief Flüchtlingsquartiere

Auf dem Plenum am 09.02.2016 intensiv über die Frage der Unterbringung der Flüchtlinge im Bezirk und speziell in Eidelstedt diskutiert. Im Anschluss wurde beschlossen an Politik und Verwaltung einen „offnen Brief“ zuschreiben.

Den Text können Sie auch als PDF-Datei heunterladen.

Antworten und Reaktionen finden Sie auf der nachfolgenden Seite.

Offener Brief Flüchtlingsquartiere

an den Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg
    den Bezirksamtsleiter des Bezirks Eimsbüttel
    die Fraktionen der Bürgerschaft
    die Fraktionen des Bezirks Eimsbüttel
    die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration
    die Behörde für Inneres und Sport
    den Flüchtlingskoordinator

Hamburg, 09.02.2016

Sehr geehrter Herr Scholz, sehr geehrter Herr Dr. Sevecke,
sehr geehrte Bürgerschaftsfraktionen, sehr geehrte Bezirksfraktionen,
sehr geehrter Herr Grote,
sehr geehrte Frau Dr. Leonhard,
sehr geehrter Herr Sprandel,

das Bürgerforum Eidelstedt ist ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern, die sich aktiv für eine Mitgestaltung des öffentlichen Lebens in Eidelstedt einsetzen. Es versteht sich als Stadtteilbeirat und Ansprechpartner für Politik, Verwaltung, Gewerbe sowie soziale Einrichtungen und Projekte.

Wie in anderen Ballungsräumen fehlen auch in Hamburg bezahlbare Wohnungen. Für die Unterbringung der jetzt hinzukommenden Flüchtlinge erhöht sich der Bedarf noch weiter. Von der Stadt Hamburg werden daher verstärke Anstrengungen für Wohnungsneubauten unternommen. Das Bürgerforum Eidelstedt begrüßt und unterstützt diese Anstrengungen ausdrücklich. Wir wünschen uns aber, dass dies in einer Weise geplant und durchgeführt wird, die soweit möglich Rücksicht auf die Bedürfnisse aller Betroffenen nimmt. Das heißt, dass derartige Neubauten sowohl den Bedürfnissen der hier angekommenen Menschen und dem Bestreben, diesen ein Einleben zu ermöglichen, wie auch dem Wunsch der Bürger entsprechen müssen, ein sozial verträgliches Zusammenleben zu ermöglichen.

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Für Eidelstedt sind dazu Bebauungen am Duvenacker und Högensweg mit insgesamt 550 Wohneinheiten à 5 Personen (2.750 Einwohnern) im Gespräch. Bei den hier geplanten Größenordnungen besteht vor allem für den Hörgensweg die Sorge, dass eine Integration der neuen Mitbürger nur schwer möglich wird. Durch schon jetzt überdurchschnittlich schlechte Sozialdaten, Lärm- und Abgasbelastung aus der Lage an der Autobahn, wird dieser Standort für zusätzliche 550 Wohneinheiten für Flüchtlinge und nachfolgenden sozialen Wohnungsbau sehr kritisch gesehen.

Es ist allgemeiner Konsens, dass große Unterbringungen eine Integration erschweren. Eine kleinteilige Wohnraumversorgung kann nur mit Kontakten vor Ort gelingen. Wir wollen nicht nur Projekte kritisieren, sondern konstruktive Alternativen erarbeiten. Soweit tatsächlich größere Siedlungen zusätzlich erforderlich sind, müssen diese unbedingt mit einer Nutzungsmischung und Freiräumen für gemeinschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten erstellt werden. Es mangelt bei den uns vorgestellten Planungen aber bisher an ernsthaften Bestrebungen zu kleinteiligen Unterbringungen, einer intensiven Bürgerbeteiligung und der Förderung einer erforderlichen, ortsbezogene Infrastruktur. Die vorhandenen, ehrenamtlichen Unterstützungsstrukturen könnten dazu gestärkt und weiter entwickelt werden. Wenn jetzt bei der Schaffung der neuen Räume nicht auch in Qualität investiert wird, besteht die Gefahr dass wir später umso mehr „Sozialraumreparatur“ betreiben müssen. Das Bürgerforum Eidelstedt fordert daher, dass Flüchtlinge vorrangig in kleinteiligen und gemischten Quartieren und mit klar formulierten Anteilen für alle Eimsbütteler Stadtteile untergebracht werden.

Hierzu regen wir Aktionskreise für kleinteilige Unterbringungen in den Quartieren an. Wir erwarten, dass die Eimsbütteler Stadtteile die „ihren“ Anteil an Flüchtlingen nicht unterbringen können, einen angemessenen Anteil ihrer integrationsrelevanten Ressourcen, insbesondere staatlich finanzierte sozialpädagogische und pädagogische Fachkräfte sowie Gelder für Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote an die Stadtteile abgeben, die ihre Integrationsleistung erbringen.

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Unser Anliegen:

Das Plenum des Bürgerforums fordert daher Politik und Verwaltung auf, dass für die Entwicklung der Unterbringungen

  • die Auswahl kleinteiliger Standorte mit den Akteuren vor Ort erarbeitet wird,
  • eine umfängliche Bürgerbeteiligung stattfindet und vorhandenes Engagement der Anwohner einbezogen wird,
  • die erforderlichen Infrastrukturen zu den neuen Wohneinheiten zeitnah mitgeschaffen werden,
  • professionelle Ansprechpartner in den Quartieren die verschiedenen Integrationsaufgaben koordinieren
  • und ein gerechter Ausgleich zwischen den Stadtteilen gewährleistet wird.

Hamburg, 09.02.2016

Gez. Ina Möller

Bürgerforum Eidelstedt

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